Ein fürstliches Ländlein - die glanzvolle Zeit der Fürstpröpste
Mit der Wahl von Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1689-1694) zum Fürstpropst kamen nachgeborene Söhne bedeutender Adelsfamilien des alten Reiches auf den Stuhl des Ellwanger Fürstpropsten. Insbesondere unter Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694-1732) und Franz Georg von Schönborn (1732-1756), die auch Erzbischöfe in Mainz und Trier waren, wurde die Stadt Ellwangen zu einer barocken Residenz umgebaut. Auch das Innere der romanischen Stiftskirche wurde 1737-1740 barockisiert. Ellwangen und die Fürstpropstei haben die Regierungszeiten dieser Regenten einerseits in Verbindung mit weitreichenden geistigen und kulturellen Strömungen des alten Reiches gebracht, andererseits war Ellwangen seit 1689 eine Art Nebenresidenz und hat daher im späten 17. und vor allem im 18. Jhdt. nur einen relativ maßvollen Ausbau als Residenz erfahren.
Nachdem die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg als Auftakt dieser Maßnahmen 1682 errichtet worden war, folgte 1688 das Palais Adelmann und 1699-1702 der Neubau des Spitals. Zwischen 1720 und 1729 wurde von den Jesuiten die heutige evangelische Stadtkirche, das Kollegium und Gymnasium im Westen der Stiftskirche errichtet. 1720-1727 wurde das Schloss ob Ellwangen umgebaut und mit dem Zeitgeschmack entsprechenden Residenzräumen ausgestattet. Abschließend entstand auf dem Marktplatz 1748-1750 das Stiftsrathaus, während das Spital zwischen 1749 und 1753 umgebaut und erweitert und hinter der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg 1749-1757 das Priesterseminar gebaut wurde.
Meister aus Handwerkerfamilien
Obwohl die barocken Baumaßnahmen Baumeister und Künstler von außerhalb der Stadt nach Ellwangen gezogen hatte, wurde ein großer Teil der künstlerischen und handwerklichen Leistungen in dieser Zeit durch Meister aus Handwerkerfamilien der Stadt geleistet. Beispielhaft ist hier der Bildhauer, Stuckateur und Elfenbeinschnitzer Melchior Paulus (1669-1745) zu nennen, der weit über Ellwangen hinaus bekannt war und auch gearbeitet hat. Insbesondere das Wachstum der handwerklichen Tätigkeit in der Stadt zwischen dem 17. und 18. Jhdt. hat dieser eine weitreichende Bedeutung für die Umgebung gegeben.